76 A. Allgemeine Erdkunde. — Iv. Die Wasserhülle der Erde.
54. Das Wadi Allaki an der Südgrenze Oberägyptens.
Reibung an der benetzten Flüche und an der Lnft sowie die Reibung der Wasser-
teilchen unter sich die Fortbewegung verlangsamen. Daher ist auch die Ge-
schwiudigkeit nicht an allen Punkten des Querschnittes gleich. Sie ist am
größten etwas unterhalb der Oberfläche über der tiefsten Furche des Bettes,
dem Talwege. Verbindet man die Punkte größter Oberflächengeschwindig-
keit miteinander, so erhält man den Stromstrich; er liegt im allgemeinen
über dem Talweg.
Bei Krümmungen des Wasserlaufes (Bild 55) rückt der Stromstrich aus der Mitte
und bewegt sich von einem konkaven Ufersaum zum andern. Dadurch wird das Flußbett
in der Nähe des Anprallufers vertieft, dieses selbst abgenagt und ausgehöhlt, während
an der gegenüberliegenden Seite infolge der geringeren Stromgeschwindigkeit Sand
und Geröll sich ablagern. Da die Stromrichtuug in den beiden Ästen einer Flußschlinge
eine entgegengesetzte ist, so nähern sich die Anprallufer immer mehr, bis endlich
die zwischen ihnen liegende Landbrücke durchbrochen wird und zwischen der Schlinge
und dem neuen abkürzenden Flußarm eine Insel entsteht. Allmählich drängt sich
dann der ganze Fluß in den durch Selbstkorrektion gebildeten, neueu Kanal. Die
Flußschlinge wird nach und nach mit Sinkstoffen ausgefüllt; sie entwickelt sich zum
Altwasser und trocknet schließlich ganz ans (Altwasser am Rhein, an der Theiß).
e) Beziehungen benachbarter Flußgebiete zueinander. Die Umranduugs-
linie eines Stromgebietes, die Wasserscheide, verläuft in der Regel über
ein Gebirge. Doch genügt auch schon eine geringe Bodenanschwellung in der
Ebene, um Flußgebiete voueiuauder zu trennen. Eine unmerkliche Boden-
erhebnng in einer aus zwei geradlinig zusammenstoßenden Tälern gebildeten
Talfurche heißt Talwasserscheide (Brennerpaß, Sill —Eisak).
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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3. Ostasien.
141
80. Straße in Kanton am frühen Morgen.
Die südchinesischen Handelsstädte haben fast keinen freien Platz, keine Gartenanlage, sondern nur ein dichtes
Netz von engen, in Kanton höchstens 3 in breiten, krummen Straßen. Diese sind mit Steinplatten belegt
und gegen die Sonne durch ein Dach von Stroh, Papier oder Glas geschützt. Zu beiden Seiten zeigen
sie Laden an Laden, kenntlich durch große, grelle, meist blaue, rote oder schwarze Schilder. In der Ee-
schäftszeit sind die Straßen ungemein belebt.
besonders britischen und deutschen Seedampferfahrt. Nanking (270), oberhalb der
Mündung des Jäntsekiäng, ragt noch immer als Mittelpunkt der Seiden- und
Baumwollindustrie und als Hauptsitz chinesischer Gelehrsamkeit hervor.
Im 8: Kanton (900), am unteren Sikiang, nimmt als Jndustrieplatz uuter
allen chinesischen Städten den ersten Rang ein (Bild 80). Ein eigenartiges Bild
bieten die zahlreichen auf dem Flusse verankerten Hausboote.
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Von der Kugelgestalt der Erde.
[11] 559
nationskreis (Pf) schneiden ein sphärisches Dreieck Ä Ob aus, in dem A 0 die Morgenweite,
Ab die Deklination der Sonne und 2$. 0 das Komplement der geographischen Breite ist.
sin A 0 : sin A B = sin B: sin 0. Da B = 1r, sin B also — 1 ist,
so ist sin A 0 = S*n ■ Nennen wir die Morgenweite M, die Deklination cf, die
' 1 sin ^$.0
Äquatorhöhe 90 —P, so ist
11. Von der Kugelgestalt der Erde. §3
Die Völker des Altertums hielten die Erde für den scheibenförmigen un-
beweglichen Boden des Himmelsgewölbes; doch kannten lange vor Christi
Geburt die wissenschaftlich Gebildeten die wahre Gestalt der Erde. Schon
Pythagoras (530 v. Chr.) behauptete die Kugelgestalt, weil er der Ansicht
war, der Wohnplatz der vollkommensten Wesen müßte auch die vollkommenste
Gestalt haben. Parmenides (460 v. Chr.) unterschied bereits fünf Zonen
der Erdkugel. Aristoteles (384—322 v. Chr.) „bewies" die Kugelgestalt
der Erde aus ihrem kreisförmigen Schatten bei Mondfinsternissen und aus
der Veränderung der Polhöhe der Sterne bei nordsüdlicher Reise. Aber auch
eine Scheibe, ein Zylinder und ein Kegel werfen kreisförmige Schatten, wenn
ihre Achse stets der Sonne zugekehrt ist, und die zweite Beobachtung beweist
nur die nordsüdliche Krümmung. Dasselbe gilt von der verschiedenen Schatten-
länge gleich großer Gegenstände in verschiedener geographischer Breite. Der
von Ptolemäns (150 v. Chr.) vorgebrachte Beweis, daß man von entfernten
Gegenständen (Schiffen) in jeder Richtung nur die oberen Teile sieht, ist nur
bei heutigen Messungsmethoden zwingend. Kleomedes (2. Jahrh. n. Chr.)
verwies auf die Kreisform des freien natürlichen Horizonts, die aber als
wirklich schwer zu erweisen ist. Archimedes (f 212 v. Chr.) schloß auf die
kugelförmige Gestalt der Meeresoberfläche aus der Lehre vom Gleichgewicht
der Flüssigkeiten.
Ergänzend sind zu diesen „Beweisen" eine Reihe Beobachtungen hinzu-
gekommen. Auf einer Ebene beträgt der Radius des Horizonts nicht über
4 km. Diese Kleinheit des Horizonts kann nicht in trübenden Bestandteilen
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
564 [16]
D. Mathematische Erdiunde.
der bekannten schnellrotierenden Ringkugel wahrnehmen. Wahrscheinlich hat
sich die Erde bei ihrer Entwicklung in einem flüssigen Zustande befunden. Drehte
sich die Erde um ihre Achse, so mußte sie sich an den Polen abplatten. Können
wir also die Abplattung der Erde an
den Polen nachweisen, so ist damit auch
die Ursache, nämlich die Rotation der Erde,
erwiesen.
a) Der Beweis durch Gradmes-
sungen. Man hat Messungen auf einem
und demselben Meridian veranstaltet und
gefunden, daß die Länge eines Breiten-
grades am Äquator beträchtlich geringer ist
als in der Nähe der Pole. Die denk-
würdigsten Gradmessuugen waren die im
Auftrage der Französischen Akademie 1735
bei Quito und 1736 in Lappland nahe dem
Nördlichen Polarkreise vorgenommenen. ^Sie ergaben, daß ein Meridiangrad
in Lappland 1300 m länger ist als am Äquator, also auch, wie Fig. 276 zeigt,
einem größeren Kreise angehören muß als ein solcher in der Nähe des Äquators.
Demnach ist die Erde iu der Nähe der Pole abgeplattet.
Anmerkung. Die Gradmessung geschieht seit Snellins (1617) mit Hilfe der Tri-
angulation, indem man zwischen zwei Orte, deren Entfernung bestimmt werden soll,
ein Netz von Dreiecken legt, deren Ecken durch Kirchtürme oder andere weithin sichtbare
Signalpunkte gebildet werden. Eine genau meßbare Dreieckseite
dient als Ausgangspunkt (Basis) der Rechnung. In Fig. 277 ist ^
Mm1 ein zu messendes Meridianstück, a, b, c, M, itf1 sind Beobach- M
tungspunkte, Ma ist die Basis.
Ma : ab = sin ^ Mba : sin amb (Sinussatz).
ab —
Ma ■ sin amb
sin Mba
Auf gleiche Weise werden die übrigen Dreiecke bestimmt.
Die Strecke Mm1 wird dann stückweise mit Hilfe der Azimute der
Beobachtungspunkte [bz, ay,cx) berechnet. Mz = Mb • sin ^Mbz
oder Mz — Mb ■ cos zmb usw.
Die Schwierigkeit der Triangulation liegt darin, daß die Be-
obachtungspnnkte fast nie in einer zum Horizont parallelen Ebene
liegen, also auf ihu reduziert werden müssen, und daß die Summe
der Winkel im sphärischen Dreieck stets größer ist als 2r, für
3,5 qkm schon 1". (Sphärischer Exzeß.)
b) Der Pendelbeweis. Der Franzose Richer nahm auf einer Reise von
Paris nach Cayenne in Südamerika (5° n. Br.) eine richtig gehende Pendeluhr
mit. Sie verspätete sich in Cayenne täglich um 148 Sekunden. Er mußte
das Pendel verkürzen. Mit diesem verkürzten Pendel kehrte er nach Paris
zurück; hier ging die Uhr täglich 143 Sekunden vor. Woran lag das? Auf
das Pendel wirken Schwerkraft und Fliehkraft. Da nach den Polen hin die
Fliehkraft geringer wird, so muß dort die Schwerkraft stärker wirken als am
Äquator. Hier muß das Pendel alfo langsamer schwingen. Es läßt sich
errechnen, um wieviel ein Pariser Sekundenpendel in Cayenne verkürzt werden
muß. Der von Richer durch Beobachtung gefundene Wert war aber größer,
als die Rechnung ergibt. Zahlreiche Versuche haben dasselbe bewiesen. Der
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Extrahierte Ortsnamen: Französischen Quito Lappland Lappland Paris Südamerika Paris
Die Sonne.
[41] 589
Die Dauer der Sonnenfinsternisse ist sehr verschieden. Eine totale Sonnen-
bedeckung kann für die ganze Erde höchstens 4|- Std. dauern, für einen be-
stimmten Ort unter dem Äquator höchstens 8 Min. Rotierte die Erde nicht
in gleicher Richtung wie der Mond, so wären die Sonnenfinsternisse noch kürzer.
Bei Eintritt einer totalen Sonnenfinsternis entsteht ein unheimliches
Dämmerlicht. Um die schwarze Sonne sieht man einen silberglänzenden
Strahlenkranz. Die helleren Sterne werden sichtbar. Die graue Färbung
des Himmels geht am Horizonte in düsteres Rotviolett über. Seltsame Schatten
huschen über die Landschaft und erschrecken namentlich die Tiere. Die Temperatur
sinkt ein wenig, und es fängt an zu tauen. Die Blumen schließen ihre Kelche,
die Tiere suchen ihr Nachtquartier auf, selbst den Menschen beschleicht ein Bangen.
302. 303.
23. Die Sonne. § 388.
1. Größe. Die Sonne, der Licht- und Wärmespender unserer Erde, hat
ein so glänzendes, blendendes Licht, daß man sie nur mit geschütztem Auge
betrachten kann. Ihr scheinbarer Durchmesser beträgt im Mittel 32', ihre
Parallaxe ist zu 8,8" bestimmt.
_ Aufgabe: Berechne ihre Entfernung von der Erde und ihren Durchmesser! (Vgl.
Fig. 289 u. 290!) Zur Umkreisung ihres Äquators würde ein Schnellzug 5^ Jahre gebrauchen.
Wie lange führe er mit 100 km stündlicher Geschwindigkeit von der Erde bis zur Sonne?
(Vgl. § 387!)
In der Oberfläche der Sonne ist die der Erde 11800 mal enthalten.
Wenn die Sonne hohl wäre, so könnte nicht bloß die ganze Erde in ihrem
Innern Platz finden, sondern auch der Mond könnte wie jetzt die Erde um-
kreisen und würde noch 300000 km von dem Sonnenrande entfernt bleiben.
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Die Planeten,
[43] 591
Rotation und die hohe Temperatur der Sonne, für ihn die Kontinuität des
Sonnenspektrums. Spektralanalytische Untersuchungen lehren, daß die Photo-
sphäre im wesentlichen aus denselben Stoffen wie die Erde besteht. Die
Chromosphäre und die Protuberanzen enthalten namentlich Wasserstoff, Helium
und Koronium, das besonders in der Korona auftritt. Die Granulation wird
wahrscheinlich durch Wolken aus Metalldämpfen hervorgerufen. Die Sonnen-
flecken und Protuberanzen führt man anf Explosionen oder Eruptionen zurück.
Die Temperatur der Sonne wird auf 25 000° geschätzt. Die Sonne
strömt so viel Wärme aus, daß, wäre die Erde von einer 10 m dicken Eis-
schicht umgeben, diese in 1 Min. schmelzen würde, wenn alle Strahlen der
Sonne darauf gelenkt würden. Durch Wärmeausstrahlung muß sich die Sonne
abkühlen, aber gleichzeitig zusammenziehen, wodurch wieder Wärme erzeugt
wird. Eine Zusammenziehung der Sonne um 0,0001 ihres Durchmessers
deckt den Wärmeverlust für etwa 6000 Jahre. Vielleicht sorgen auch auf-
stürzende Meteore und chemische Prozesse (Zerfall des Radiums in Helium)
für Wärmeersatz.
24. Die Planeten. § 389.
1. Wesen. Die Planeten* oder Wandelsterne verändern ihre Stellung
zu den andern Sternen des Himmels. Sie haben also eine eigene, wirkliche
Bewegung. Sie sind an sich dunkle Körper, leuchten demnach nicht mit eigenem
Lichte, sondern empfangen es von der Sonne. Sie funkeln nicht, sondern
haben ein ruhiges Licht. Im Fernrohr erscheinen sie scheibenförmig.
3. Einteilung und Zahl.
Solche, welche sich nur um die
Sonne bewegen, heißen Haupt-
Planeten. Mit ihnen und um sie
kreisen wie der Moud mit der
Erde die Neben Planeten, Tra-
banten oder Monde. Es sind
bis jetzt 8 Hauptplaneten Merkur,
Venus, Erde, Mars, Jupiter, Sa-
turn, Uranus und Neptun) mit
25 Nebenplaneten bekannt. Zwi-
schen Mars und Jupiter kreist ein
Heer von etwa 700 Planetoiden
(Asteroiden) um die Sonne; viele
von ihnen sind durch Anwendung
der Photographie gefunden worden.
3. Planetensysteme. Die alten
Völker zählten 7 Wandelsterne,
nämlich Mond), Merkur §, Venus Q, Sonne O, Mars Jupiter 2|_, Sa-
turn ~p. Sie meinten, diese Planeten bewegten sich in der genannten Reihenfolge
um die Erde, die sie sich ruhend dachten. Am vollkommensten wurde dieses
System von Ptolemäns ausgebildet, welcher um das Jahr 150 n. Chr. in
Alexandrien lebte. Nach ihm nannte man es das ptolemäische System.
(Fig. 305.) Es hat mehr als 1400 Jahre Geltung gehabt.
305.
1 gr, planäomai — ich irre umher.
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Von den Meteoren.
[49] 597
meist nach kaum einer Sekunde ebenso plötzlich, wie sie erschienen sind. Stärke
und Farbe ihres Lichtes sind verschieden. Ihre Zahl ist groß. An klaren
Abenden sieht man in der Stunde bis zu 12 Sternschnuppen; täglich können
auf der gesamten Erdoberfläche zusammen mehr als 3 Millionen beobachtet
werden. Die einzeln und zu allen Zeiten auftretenden heißen sporadische.
Zu bestimmten Zeiten des Jahres, namentlich vom 10. bis zum 12. August
und vom 13. zum 14. November, erscheinen Sternschnuppenschwärme. Da sie
alljährlich zu derselben Zeit wiederkehren, heißen sie periodische Stern-
schnuppen. Die Bahnen der sporadischen Sternschnuppen können jede beliebige
Lage haben, die periodischen bewegen sich immer in derselben Richtung. So
kommt der Augustschwarm scheinbar aus dem Sternbilde des Persens, der
Novemberschwarm aus dem des Löwen (Perfeiden, Leoniden). Die
Schwärme sind nicht an allen Teilen ihrer Bahn gleich stark; man unterscheidet
bei ihnen wie beim Kometen Kopf und Schweif.
Sternschnuppen werden dann Feuerkugeln genannt, wenn sie von un-
gewöhnlicher Größe sind und solchen Glanz verbreiten, daß sie unter Um-
stünden auch am Tage sichtbar werden. Die Leuchtkraft mancher Feuerkugeln
ist so stark, „daß sie den ganzen Himmel erleuchten" (Newcomb). Ein längere
Zeit sichtbarer Schweif fehlt niemals. Häufig zerplatzen die Feuerkugeln unter
donnerartigem Getöse. So wurde am 18. Februar 1912 nachmittags 4^ Uhr
in ganz Thüringen ein Meteor „von ungewöhnlicher Lichtstärke" gesehen und
„2 Min. danach ein donnerähnliches Rollen" vernommen. Gewöhnlich fallen
nach dem Zerplatzen Steine znr Erde. Sie heißen Meteorsteine, Meteo-
rite oder Aerolithei. Sie bestehen oft aus zentnerschweren Mafien; manch-
mal sind sie aber auch so klein und über eine so weite Fläche verbreitet, daß
man von einem Steinregen redet. Ein solcher ist in Frankreich am 26. April
1803 beobachtet und von A. v. Humboldt im „Kosmos" beschrieben worden^.
Nach ihrer Zusammensetzung unterscheidet man Eisen- und Stein-
meteorite. Jene sind fast gediegenes Eisen, diese sind dem irdischen Urgestein
ähnlich. Wird das Meteoreisen mit Salpetersäure geätzt, so zeigt es die
Widmaustättenschen Figuren.
2. Erklärung. Die Meteore sind kosmischen Ursprungs. Ihr Name ist
daher nicht treffend. Sie sind kleinste selbständige Himmelskörper oder Trümmer
von solchen. Die Sternschnuppenschwärme sind, wie vielfache Rechnungen und
Beobachtuugeu ergeben haben, Kometenreste. Die Leoniden verfolgen die Bahn des
Tempelfchen Kometen vom Jahre 1866, die Perseiden die des Kometen 1862 Iii.
Am deutlichsten wurde der Zusammenhang zwischen Sternschnuppenschwärmen und
Kometen durch die Beobachtung des Bielaschen Kometen dargelegt. Er zerfiel
1846 in zwei Teile, die später mehr und mehr voneinander abrückten und
schließlich verschwanden. Ihr Ersatz sind periodische Sternschnuppen, welche
zwischen dem 25. und 27. November aus der Audromeda erscheinen. Ihres
Ursprungs wegen heißen sie Bieliden. Der Vorgang der Meteorbildung ist
also so zu denken: ein Komet kommt der Sonne (oder einem Planeten) so nahe,
daß er infolge der Hitze und Anziehungskraft des größeren Himmelskörpers
zerteilt wird; die Teile zerstreuen sich auf der Bahn des Kometen.
1 gr. aer — Luft, lithos — Stein.
2 Auch der „schwarze Stein" von Mekka, der, in Silber gefaßt, in eine Wand der
würfelförmigen Kaaba eingemauert ist, dürfte eiu Meteorit sein. Die Araber halten ihn
für heilig und behaupten, der Engel Gabriel habe ihn dem Abraham vom Himmel gebracht.
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Extrahierte Personennamen: August Newcomb Engel_Gabriel Abraham
598 [501 D. Mathematische Erdkunde.
Gelangen die Meteore in unsere
Atmosphäre, so geraten sie durch
Reibung ins Glühen und verdam-
psen. Zum Teil kreuzen sie unsere
Lufthülle nur und verschwinden dann
wieder im Weltenraum; zum Teil
wird ihre Geschwindigkeit durch die
Anziehungskraft der Erde überwun-
den, so daß sie herabfallen. Da die
Anhäufung der Teilchen des zer-
trümmerten Kometen innerhalb seiner
Bahn nicht gleichmäßig ist, fo sind
auch die Sternschnuppenfälle von
ganz verschiedener Stärke, je nachdem
der „Kopf" oder der„ Schweif" des
Sternfchnuppenfchwarmes die irdische
Atmosphäre kreuzt sfig. 312).
Gleich den Kometen erleiden auch
die Sternschnuppeuschwärme Ablen-
kungen durch die Anziehung der
Himmelskörper, so daß sie entweder
ganz aus unserem Sonnensystem ver-
schwinden oder in andern Zeitinter-
vallen erscheinen. Es können auch
Sternschnuppenschwärme in unser
Sonnensystem hineingeraten und zu
periodischer Wiederkehr gezwungen
werden, wie wahrscheinlich die Leo-
niden erst seit 126 n. Chr. durch
den Uranus in ihre jetzige Bahn g12
gezogen worden sind.
37. Von den Fixsternen.
1. Merkmale. Die Fixsterne behalten ihre Lage zueinander bei, ohne sie
merklich zu verändern. Darum nannten die Alten sie stellae fixae = Fixsterne,
weil sie ihnen an das Himmelsgewölbe angehestet schienen. Sie gehen
stets an derselben Stelle des Horizonts auf und unter, kulminieren täglich
in derselben Höhe und haben immer dieselbe Größe und Lichtstärke. Auch im
schärfsten Fernrohr erscheinen sie nur als leuchtende Punkte in funkelndem
Glänze. Sie haben ihr eigenes Licht wie unsere Sonne; sie sind, wie die
Spektralanalyse lehrt, selbst Sonnen in verschiedenem Entwicklungsstadium.
2. Licht, Größe und Zahl. Sie leuchten nicht in gleichen Farben;
manche erscheinen gelb, andere rötlich, auch ins Blaue oder Grüne spielend,
die meisten lichtweiß. Obgleich sie alle nur als leuchtende Punkte wahrge-
nommen werden, so sehen wir sie doch in verschiedener Lichtstärke. Die mit
bloßem Auge erkennbaren Fixsterne teilt nian in 6 Größenklassen und unter-
scheidet Sterne 1. bis 6. Größe. Von diesen insgesamt etwa 6000 Fixsternen
gehören 20 zur 1., 65 zur 2., 190 zur 3. Größenklasse. In uuseru Breiten
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
230
B. Länderkunde. — Iv. Amerika.
Kautschuk- und — vor Ecuador — das erste Kakaoland der Erde, erzeugt
aber auch Mengen von Baumwolle, Zuckerrohr, Tabak, Farbhölzeru K Dazu
liefert es Gold, Diamauten und Eisen. Die Erträge würden viel größer sein, wenn
die Neger und Mulatten, die Arbeiter des Tropengebietes, fleißiger wären. In-
dnstrie fehlt Brasilien noch. Mit Jndustrieerzeuguisseu bezahlen darum die Haupt-
Verkehrs länder, die Union, Großbritannien, das Deutsche Reich und Frankreich,
die brasilischen Bodenerzeugnisse. Nächst den britischen Schiffen (Liverpool) erscheint
die Hamburger Schiffsflagge am häufigsten in den brasilischen Häfen. Die Deut-
schen nehmen die zweite Stelle im Außenhandel ein.
138. Die Hafenbucht von Rio de Janeiro.
Zwischen den Ausläufern des unmittelbar ans Meer tretenden Gebirges ist eine weite (425 qkm), vor Stürmen
sichere Bucht entstanden. Nur ein schmales Eingangstor verbindet sie mit dem Meere. Unter den 80 felsigen
Inseln der Hafenbucht bildet der Zuckerhut, ein einzelner fast 400 m hoher Granitkegel, das Wahrzeichen^von Rio.
Rio de Janeiro2 rtu de dschaneru^ (900), au trefflicher und schöner Hasen-
bucht unter dem Südlichen Wendekreise, ist einer der prächtigsten Punkte der Erde
(Bild 138), der erste Kaffeemarkt der Welt, der wichtigste Handelsplatz und durch
zahlreiche wissenschaftliche Institute der geistige Mittelpunkt Brasiliens. Santos
wurde neben Rio de Janeiro der Hauptausfuhrhafen des Kaffeegebietes. Bahia
[bata] (275) und Recise [refiffe] de Peruambüco (150) sind die Häsen des
Zucker-, Baumwoll-, Tabak- und Farbholzgebietes. Parä (200) blühte als Aus-
fuhrplatz des Kautschuk- und Paranußbezirks schnell zum Haupthafen des gesamten
Amazonasgebietes auf; es wird aber in seiner Handelsstellnng nenerdings stark von
Manäos (70) bedroht, weil dieses im Mittelpunkt der Kautschukerzeugung liegt,
die mehr und mehr von der Küste ins Innere vorrückt.
1 Das Brasilholz (= Glutholz) gab dem Lande den Namen.
2 Januarsfluß, weil die Expedition Vespnccis sweßputschis^ — es war am Neujahrstag 1501
— getäuscht durch den engen Eingang zu der wundervollen Bai, hier einen Fluß zu erblicken meinte.
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TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Janeiro
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Ecuador Frankreich Liverpool Brasiliens Bahia
554 [6]
D. Mathematische Erdkunde,
nomische und bürgerliche Dämmerung. Diese beginnt und hörtauf, wenn die
Sonne sich 6,5" unter dem Horizont befindet, jene, wenn die Entfernung 18° be-
trägt. Der unter dem Horizont gelegene 18° breite Gürtel heißt Dämmerungs-
zone. Warum? (Fig. 262.) Die Dauer der astronomischen Dämmerung wird
nach der Sichtbarkeit der mit bloßem Auge wahrnehmbaren Sterne bestimmt.
Die bürgerliche Dämmerung umfaßt den helleren Teil der astronomischen, in
dem man gewöhnliche Schrift bequem lesen kann.
4. Dauer. Die Dauer der Dämmerung wächst mit der Höhe und der
relativen Feuchtigkeit der Atmosphäre. Nachweis! Sie ist aber vor allem von
dem Winkel abhängig, unter dem die Sonne bei ihrem Auf- und Untergange
den Horizont schneidet. Je kleiner er ist, desto längere Zeit braucht die Sonne,
um die Dämmerungszone zu durchmessen. Die Dämmerung nimmt daher mit
der geographischen Breite zu. Am Äquator dauert die astronomische Dämme-
ruug nur 18-4 — 72 Minuten. Warum? Wie lange währt dort die bürger-
liche Dämmerung? Die Nacht folgt also dem Tage sehr schnell. Einfluß auf
das Wirtschaftsleben! — In den Breiten, in denen die Sonne wenigstens
einmal im Jahre in ihrer unteren Kulmination die Dämmerungszone nicht
verläßt, gehen Abend- und Morgendämmerung ineinander über. Es bleibt bei
klarem Himmel die ganze Nacht hell. Die Grenze der hellen Nächte liegt unter
90 — (23| + 18) — 48^° n. und f. Br. Nach den Polen nimmt die Zahl
der hellen Nächte schnell zu. In Berlin währen sie vom 16. Mai bis zum
31. Juli. In den Polargebieten ersetzen sie monatelang die entschwundene
Sonne. Wie kommt das? Welche Bedeutung hat das für die Polarvölker?
$ ;m. 9. Die Sonnenbahn.
1. Die Ekliptik. Die Sonne bewegt sich mit dem gesamten Sternhimmel
von E nach W. Eine nach Sonnenuntergang nahe dem westlichen Horizont
sichtbare Sterngruppe wird nach einigen Tagen zu derselben Stunde von uus
nicht mehr wahrgenommen, weil sie von der Helligkeit des Sonnenlichtes über-
strahlt wird. Nach mehreren Wochen jedoch können wir dieselbe Sterngruppe
am Morgenhimmel kurz vor Sonnenaufgang bemerken. Die Sonne hat also
ihre Stellung zu dieser Sterngruppe verändert. Während die Sterngruppe früher
links, d. i. östlich von der Sonne, stand, steht sie jetzt rechts, d. i. westlich von
ihr. Die Sonne hat sich eine ganze Strecke von W nach E bewegt, was
eben nur an der Sterngruppe zu merken ist. Zugleich weicht sie bei dieser Be-
weguug entweder nach X oder 8 vom Äquator ab.
Weuu die Sonne es wie der Mond gestattete, die in ihrer Nähe stehenden
Sterne zu sehen, so würde man bemerken, daß z. B. am 21. März ein be-
stimmter Stern gleichzeitig mit der Sonne den Meridian durchschneidet. Am
22. März kulminiert der Stern 4 Minuten früher als die^ Sonne, weil sie um
etwa 1° nach E zurückgeblieben ist. Zugleich weicht die Sonne auch ein wenig
nach N. Sie schreitet täglich nach E um eine Strecke fort, die ungefähr so
groß ist wie zwei Sonnenscheibendnrchmesser. Im Zeitraum eines Jahres
beschreibt sie einen vollständigen Kreis (Et in Fig. 263), den man die
Ekliptik >, d. i. Kreis der Finsternisse, nennt.
i gr. ekleipsis = Verfinsterung; Finsternisse ereignen sich nur dann, wenn der Mond
in oder nahe bei der Sonnenbahn steht.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]